Interessengemeinschaft Asperger Weingärtner e.V.

Geschichte

Historie Asperger Weinbau

818/819
wird in einer Urkunde des Klosters Weißenburg erstmals der Hohenasperg als "Assesberg" genannt. Ein Gozbert schenkte als Almosen für sich und seinen Vater dem Kloster Weißenburg vier Leibeigene. Die Urkunde ist im Dorf Asperg ausgestellt. Nach einem Güterverzeichnis aus der gleichen Zeit besitzt das Kloster Weißenburg in "Assesberc" den Herrenhof, zwei Kirchen mit den Zehntrechten (nach späteren Berichten eine Martins- und eine Michaelskirche), zwei Bauernhöfe mit einem Weinberg, weiteren Grundbesitz und 23 hörige Bauerngüter.

1523 Württembergisches Lagerbuch:
Kelter liegt unten am Berg mit 4 Bäumen, der Weinzehnt gehört der württembergischen Herrschaft

1544 Großes Fass auf dem Hohenasperg
Küfermeister Simon von Bönnigheim fertigte ein Fass für die Kellerei Hohenasperg mit 240 Eimer = 720 hl Inhalt
Vergleich: Fass im Ludwigsburger Schloss von 1790 mit 300 Eimer – 900 hl Heidelberger Fass von 175 l mit 730 Eimer – 2217 hl

Um 1550 größte Ausdehnung der Weinanbaufläche
Einbruch nach dem 30 jährigen Krieg

1554
Im Asperger Stadtarchiv findet man den bis jetzt ältesten bekannten Hinweis auf eine Weiberzeche in unserer Gegend. An diesem jährlich abgehaltenen Zechtag wurde den Frauen in der damaligen von Männern bestimmten Gesellschaft eine öffentliche Aufmerksamkeit dargebracht, die sie das Jahr über entbehren mussten. Von herrschaftlicher Seite sanktioniert, wurde ihnen von der Gemeinde auf dem Rathaus ihre nach altem Recht zustehende Zeche ausgerichtet. Die Gemeinde hatte auch für den Weibertrunk aufzukommen. Die Weiberzeche wurde in der Regel an Fastnacht oder im Anschluss daran abgehalten. Zur Zeche berechtigt waren alle verheirateten und verwitweten Frauen des Ortes. Sie war kein privates Frauenfest, sondern wurde öffentlich auf dem Rathaus auf Kosten der Gemeinde begangen. Sie wird als Geschenk für die Frauen, auch als Belohnung für geleistete Fronarbeit gedeutet. In wirtschaftlich schlechten Jahren neigte die Obrigkeit dazu, die Weiberzeche ausfallen zu lassen, ebenso in Kriegszeiten.

Aus der Asperger Bürgermeisterrechnung des Jahres 1554/55:
Uff Sontag Invocavit  (Sonntag nach Fastnacht), als gemeiner Burgerschafft alle Weiber allhier zusammen verruffen (gerufen) und uff das Burgerhauß geladen, ist für Brod, Wein, Hering und andere Kuchin Speiß (Küchenspeise) ußgeben und zusammengerechnet worden
8 Pfund 1 Schilling 8 Heller
1 Pfund Heller = 20 Schilling = 240 Heller.
Zum Vergleich:
Als die Bürger 1554 die 6 Morgen Ackers bei der Hundsküche gemeinsam gefelgt haben, erhielten sie für 1 Pfund 14 Schilling Verpflegung.

Orte in der Umgebung, in denen Weiberzechen urkundlich erwähnt werden:
Hessigheim 1601, Kleingartach 1607, Hessigheim 1632, Nordheim (bei Heilbronn) 1691, Ochsenbach 1790

1565
Werden 5 Kelterbäume erwähnt. Die Herrschaft muss Kelter und Inventar erhalten, die Asperger in der Fron Geschirr, Bütten, Brennholz aus- und eintun, sezen und wässern.

1634/35 im Dreißigjährigen Krieg
Als das kaiserliche Volk auf beiden Seiten des Aspergs vorüber zog, hat es den Flecken Underasperg eingenommen, "hernach  sich in die Häuser verschlupft und den Asperger Wein anheben zu versuchen". Im Sommer 1635 versuchten die Belagerer die Eingeschlossenen auf dem Asperg durch  offene Briefe, die sie an den Rebpfählen befestigten, zur Meuterei und zur Übergabe der Festung zu bewegen.

1652,  nach dem Krieg, aus dem Bericht an den Herzog:
"Was Einwohner in den 18 Kriegsjahren mit Rauben und Abnahme ihrer Pferde, Vieh und anderes daheimbten und auf dem Feld samt unsäglicher Wegnahme und Unruhen erlitten ist nicht genugsam zu erzählen, welches auch, da es besonders beschrieben, ein eines Steines geschweige eines Christenmenschen Herz erbarmen möchte. Von 117  Bürgern  noch 61 am Leben. Hälfte der Weinberge liegen noch wüst (von 237 1/2 Morgen - 126 1/2), von 118 Häusern und 61 Scheuern noch 58 Häuser und 28 Scheuern. Die Kelter wurde in Asche gelegt , notdürftig wieder aufgebaut.
Man musste sich liederlich behelfen.

1784 Asperger Wein im Stuttgarter Keller
Vermutlich in einem Gebäude, das sich zwischen Königstraße – Eberhardstraße – Hirschstraße und Schulstraße befand, vielleicht an Stelle des heutigen Gebäudes Schmale Straße 11
Gottfried Tobias Ritter (1748 – 1793) war ein Stuttgarter Handelsmann und später Lehrer an der Herzoglichen Hohen Carlsschule in Stuttgart. Nach dem Tod seines Vaters Johann Friedrich Ritter (1719 – 1771) hatte er zusammen mit seinem Bruder Christian Friedrich das väterliche florierende Handelsgeschäft in Tuchen und anderen Textilien übernommen. Er galt als reicher Kaufmann.
Ritters Firma geriet jedoch in wirtschaftliche Schwierigkeiten, die 1784 zum Vergleich und zur Trennung von seinem Bruder führten. Das Tagebuch stammt aus der letzten Zeit dieses Geschehens.
S.17/18: 3. Januar 1784
Nachmittags kam H. Hofkaplan Schluß zu Baader (ebenfalls ein Hofkaplan). Sie blieben auf dem Comptoir beieinander – ich musste zu Trinken holen –  einen Krug von seinem eigenen Wein. Nach dem dieser gar war, langte ich eine Kanne von meinem Asperger.
Es war damals allgemein üblich, dass ein (Stuttgarter) Bürger ein Weinfass im Keller liegen hatte. In diesem Fall wurde es ihm von Asperg, bei Ludwigsburg, zugeführt.
S.120: 9. Februar 1784
Um 3 Uhr nachmittags ging meine Frau mit den Kindern in den Adler, weil man heute drinnen metzgete. Mein Bruder ging um 4 Uhr auch fort. Ich war also allein im Haus, holte mir von meinem Asperger eins zu trinken und blieb hoben in der Stube.
(Aus: G. und W. Leiner: Gottfried Tobias Ritter`s Stuttgarter Tagebuch von 1784)

1827 Die Asperger Kelter wird Gemeindeeigentum

1838 Eine Anzeige im Ludwigsburger Wochenblatt vom 24. März 1838:
"Am Montag den 26. D. M. , nachmittaqs 2 Uhr werden in einem hiesigen Privatkeller ungefähr 1 1/2 Aimer 1834er und ebenso viel 1835er  hiesiges Gewächs an den Meistbietenden verkauft und kann das Nähere bei Küfermeister Friedrich Knüttel erfragt werden."

1845 
Ein Inserat im Ludwigsburger Tagblatt: "Asperg – Weinkauf: 2 Eimer 1845 ganz rein gehaltener Bergwein, Asperger Gewächs, liegen zum Verkauf parat, wovon auch Imiwein (kleinere Mengen) abgegeben werden kann."

1846
gab es einen Gesamtertrag von 581 Eimer = 1743 hl,
Preis pro Eimer (rund 300 Liter ) 50 – 90 Gulden, - Gesamterlös 32 700 Gulden.
Fehljahre gab es immer wieder im Weinbau und sie hatten verheerende Folgen.
"1850 bis 1856 haben die Weinberge ohne Unterbrechung so gelitten, so daß gar viele so herunterkamen in ihrem Haushalt, daß man kaum mehr wagte zu sagen, woher man sei".

1854 Nur geringer Ertrag wegen Frühjahrsfrost, aber gute Qualität
Zusammenschluss der Weingärtner, erste Weingärtnergenossenschaft durch Landwirtschaftliches Wochenblatt bekannt gemacht. (Chronik S. 272 f)

1857
Zu den 7 Kelterbäumen wird eine Schnellpresse für 350 Gulden angeschafft – um durch möglichst schnelle Abfertigung der Käufer in der Kelter den Zuzug von fremden Käufern den hiesigen Weingärtnern zu erhalten.

1857 kam von K. Oberamt ein Schreiben an das Schultheißenamt Asperg:
"Bei dem eingetretenen Regenwetter wird der Ortsvorsteher aufgefordert, mit aller Strenge und Gewissenhaftigkeit darauf zu halten, daß alle im Freien stehenden Weinbütten sorgfältig so bedeckt werden, daß der Wasserablauf vollkommen gesichert erscheint und das Weinerzeugnis im Interesse der Käufer wie der Verkäufer und zur Erhaltung des Ortskredits keinen Schaden leidet."

1859 aus der Oberamtsbeschreibung Ludwigsburg
Vom Weinbau. Asperg hatte nach Markgröningen die meisten Weinberge im Oberamt, 179 Morgen. Im Kirchenregister werden viele Einwohner als Bürger und Weingärtner bezeichnet. Der Weinbau wurde mit viel Umsicht betrieben. Hauptsächlich angepflanzt wurden Sylvaner und Trollinger, weniger Elblinge und Gutedel. Der Asperger Schillerwein war ein guter, lagerungsfähiger Wein und wurde hauptsächlich in der Umgebung abgesetzt.

1922 die zwei noch vorhandenen Kelterbäume werden verkauft und eine hydraulische Presse angeschafft
Weinbergmauern, Bericht an den Landessachverständigen für Weinbau in Weinsberg zwecks Gewährung von Beihilfe beim Aufbau eingestürzter Weinbergmauern vom 25.Juni 1941. In Asperg waren insgesamt 424 qm Weinbergmauern eingestürzt, durchschnittliche Höhe 1,75 m,
zum Wiederaufbau wurden in der Hauptsache Kalksteine verwendet, bezogen aus den Steinbrüchen Hoheneck und Bissingen a. d. Enz. Noch nicht wieder errichtet sind noch 82 qm.

Aufnahme der reparierten Weinbergmauern:
Neu angefertigt aus Kalkstein
Für Gemeinde 90 qm – 3,50 m hoch
Gustav Staudt 30 qm – 1,50 m hoch
Bäckermeister Wyrich 16 qm – 1,40 m hoch
Firma Eisfink 200 qm – 2 bis 3 m hoch
Friedrich Kauhl 6 qm – 2,00 m hoch, gelber Sandstein
zusammen 342 qm
Noch anzufertigen mit Kalkstein:
Gustav Gerber 6 qm – 1,20 m hoch
Paul Schweikert 33 qm – 1,30 m hoch
3 qm – 1,40 m hoch
11 qm – 1,70 m hoch
Heinrich Knecht 161,5 qm – zwischen 1,40 m und 2,20 m hoch
Carl Hesser 6 qm – 2,00 m hoch
Quelle: Stadtarchiv Asperg, Bü A 3847 Verschiedene Weinbauakten

1928 heutige Panoramastraße
Erster Antrag zum Ausbau des Feldweges zu einem fahrbaren Weg,
Antrag wurde aus Kostengründen abgelehnt

1931 erneuter Antrag
Im Februar 1932 wurde beschlossen, 150 Meter bis zur Einmündung in die Königstraße beim Heidentörle auszubauen, die Besitzer stellten den Grund zum Ausbau zur Verfügung. Die Stützmauern wurden 1933 errichtet. Die Besitzer der weiter östlich liegenden Weinberge hatten am Ausbau kein Interesse. Quelle: Stadtarchiv Asperg, Bü A 1266

Notiz vom 29. Juli 1890
Die Unterhaltung der Stützmauern an den öffentlichen Wegen in den am Hohenasperg befindlichen Weinbergen erfolgt durch den jeweiligen Grundeigentümer. Die Stützmauern am oberen Festungsweg, Markung Hohenasperg, werden vom Staat unterhalten: die Gemeinde ist für die Stützmauern am mittleren Bergweg zuständig. Quelle: Stadtarchiv Asperg, Bü A 3645

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